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Mit Motorrad und Roller über‘n Winter

Es gibt sie! Motorradfahrer, die auch in den kalten Monaten des Jahres weiterhin auf zwei Rädern unterwegs sind. Die meisten Motorräder in Deutschland stehen während der kalten Monate aber still und befinden sich im Winterschlaf.

Motorrad fahren im Winter (Foto: ifz)

Essen. (reg) - Das Große Winterspezial für Motorradfahrer - Vom Einmotten ist unter Motorradfahrern die Rede, wenn es darum geht, den Roller oder das Motorrad winterfest zu machen. Was dabei zu berücksichtigen ist, verrät in der Regel die Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs. Sicherlich gibt es mit Blick auf Hersteller und Modell bei dem einen oder anderen Tipp zum Einmotten unterschiedliche Herangehensweisen. Im Zweifelsfall fragen Sie den Händler Ihres Vertrauens um Rat. Wir verraten Ihnen, worauf Sie in erster Linie Wert legen sollten.
Bevor das Motorrad für Wochen und Monate „vorübergehend außer Betrieb“ gesetzt wird, sollte es zunächst gründlich gereinigt werden. Schmutzreste setzen sich sonst in allen Ecken und Winkeln ab, ziehen Feuchtigkeit an und verursachen einen frühzeitigen Rostbefall. Nach dem Reinigen empfehlen die meisten Hersteller lackierte Flächen sowie insbesondere Metallteile mit einer schützenden Konservierung zu überziehen. Defekte Stellen sollten jetzt ausgebessert werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Das Konservieren ist besonders wichtig, sollte Ihr Motorrad oder Roller im Freien stehen. Die Antriebskette sollte immer gut in Schuss sein. Ist dem so, braucht man ihr beim Einmotten keine großartige Beachtung zu schenken. Falls aber notwendig, empfiehlt es sich die Kette sorgfältig zu reinigen und mit neuem Fett zu schützen. Der Fachhandel bietet viele nützliche technische Hilfsmittel für eine sachgerechte Kettenpflege. Antriebsriemen müssen gegebenenfalls auch gereinigt und auf der Außenfläche mit einem speziellen Wachs behandelt werden, um einer Rissbildung vorzubeugen. Bei Kardanantrieben sind die vorgeschriebenen Wartungsintervalle einzuhalten.
Steht ein Ölwechsel kurz bevor, sollte er noch vor der Winterpause erledigt werden. Ist das nächste Wechselintervall noch nicht in Sicht, reicht eine Ölstandskontrolle und gegebenenfalls ein Auffüllen des Pegels bis zur Maximalmarke. Wer seinen unbehandelten Stahltank bis zum Rand mit Benzin füllt, beugt der Bildung von Kondenswasser und somit Korrosion im Tank vor. Alu- oder Kunststofftanks sind pflegeleichter, hier ist dies nicht notwendig.
Bei Vergasermaschinen ist das Leeren der Schwimmerkammer sinnvoll, um Ablagerungen vorzubeugen und ein Verstopfen der Vergaserdüsen zu verhindern. Wenn möglich einfach den Benzinhahn schließen und den Motor laufen lassen, bis er ausgeht. Ansonsten über die Ablassschrauben leeren. Motorräder mit elektrischen Einspritzanlagen sind in diesem Bereich in der Regel wartungsfrei.
Durch das längere Stillstehen über die Wintermonate werden die Reifen einseitig belastet. Es kann zu einer Verformung des Reifens kommen. Im Optimalfall stellen Sie Ihr Motorrad so ab, dass beide Räder entlastet sind (kein Bodenkontakt). Fahrzeuge mit Hauptständer sind dabei klar im Vorteil. Ohne Hauptständer bieten sich spezielle Montageständer aus dem Fachhandel an. Wer einem möglichen Standplatten nicht durch Aufbocken entgegenwirken kann oder möchte, sollte auf jeden Fall den Reifenfülldruck erhöhen, höchstens aber bis zum maximal zulässigen Fülldruck (siehe Herstellerangabe). Etwa einmal im Monat ist eine Lageänderung durch ein Weiterdrehen der Reifen sinnvoll. Markieren Sie diese „Dreh-Termine“ im Kalender oder nutzen Sie die Erinnerungsfunktionen Ihres Smartphones, um sie nicht zu vergessen. Kommen wir zur Elektrik des Fahrzeugs. Letztendlich hängt es vom Standort, vom jeweiligen Motorrad und vom Batterietyp ab, wie über den Winter vorzugehen ist. „Draußenparker“ sollten die Batterie auf jeden Fall ausbauen, an einem frostsicheren, kühlen (ca. 10°C) und trockenen Ort lagern und auch dort die Wartung vornehmen. Steht das Motorrad entsprechend geschützt, kann sie an Ort und Stelle verbleiben. Vergewissern Sie sich, dass keine zyklischen Verbraucher angeschlossen sind (z.B. Uhr, Alarmanlage etc.). Ansonsten sollten Sie zumindest die Batteriekabel abschrauben (Minuspol zuerst). Aber egal, ob über den Winter ein- oder ausgebaut: es ist ratsam, etwa einmal im Monat so genannte „Erhaltungsladungen“ durchzuführen. Achten Sie darauf, dass Batterie und Ladegerät „sich vertragen“ und was beim Laden genau zu beachten ist. Als optimal gilt das Anschließen der Batterie an selbstregelnde Ladegeräte, die permanent arbeiten, einen alltäglichen Betrieb quasi simulieren. Sollte Ihre Batterie nicht wartungsfrei sein, prüfen Sie den Säurestand und füllen diesen wieder auf, falls notwendig. Dies aber erst nach dem Laden. Und weil wir gerade dabei sind, achten Sie insbesondere bei der Wiederinbetriebnahme der Batterie darauf, dass die Batteriepole nicht korrodiert sind. Gegebenenfalls Pole säubern und nach dem Einbau der Batterie mit Polfett einfetten. Je nach Modell, Baujahr und technischer Ausstattung Ihres Motorrades, sind nach dem Wiederanschließen der Batterie im Frühling eventuell technische Neueinstellungen notwendig. Keine Angst, wichtige Daten, wie etwa der Fehlerspeicher, sind in der Regel spannungsunabhängig. Aber auch hier lohnt der Blick in die Bedienungsanleitung oder die Frage an den Fachhändler. Ausführliche Tipps zum Einmotten liefert die ifz-Winter-Checkliste im Winter-Special unter www.ifz.de . Denken Sie jetzt schon daran, dass notwendige Reparaturen oder Inspektionsarbeiten jetzt durchgeführt werden sollten, weil die Werkstätten im Frühling meist ausgelastet sind und dadurch unter Umständen enorme Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.
Für alle, die ihre Maschine nicht einmotten möchten, bietet das Motorradfahren mit der richtigen Einstellung und angepasster Ausrüstung auch im Winter durchaus seine Reize, vorausgesetzt, die Straßen sind schnee- und eisfrei. Wer also in der kalten Jahreszeit unterwegs ist, muss seine Ausrüstung natürlich den winterlichen Bedingungen anpassen. In Lederkombi und mit Sommerhandschuhen wird der Spaß schnell ein Ende haben, denn einmal ausgekühlt, sinkt die Konzentration und verschlechtert auch Ihre Reaktion, letztendlich Ihre Sicherheit. Funktions- und Thermo-Unterwäsche sowie gefütterte Motorradjacken und -hosen mit geprüften Protektoren, komplette Thermo-Overalls, Winterhandschuhe, Unterhandschuhe, Hals- und Kniewärmer, Sturmhauben und gefütterte Allwetterstiefel bieten jede Menge Möglichkeiten sich unterwegs warm zu halten. Selbst beheizbare Unterwäsche, Handschuhe und Stiefel stehen den Winterfahrern zur Verfügung. Wichtig ist es, die Körpertemperatur immer auf einem angenehmen Niveau zu halten, also auch nicht zu warm. Denn wer ins Schwitzen gerät, kühlt schneller aus, da Feuchtigkeit die Temperatur um ein Vielfaches besser leitet als Luft. Wer sich nach dem „Zwiebelprinzip“ in mehrere Bekleidungsschichten hüllt, sollte darauf achten, dass die Beweglichkeit auf dem Motorrad erhalten bleibt. Aber auch die Fahrzeuge selbst bieten hilfreiche Technik, um nicht auszukühlen. Einen wirkungsvollen Schutz gegen Kälte bieten Lenkerprotektoren und Heizgriffe. Gerade warme Finger sind enorm wichtig, denn sind diese erst kalt, lassen sich Bremshebel, Gasgriff, Kupplung und Schalter nicht mehr einwandfrei bedienen. Vor lästigem und die Sicht erschwerenden Beschlagen des Visiers hilft es, dieses einen Spalt weit zu öffnen. Wer schon vor der Fahrt mitdenkt, besorgt sich ein Beschlag hemmend beschichtetes oder doppelwandiges (Pinlock) Visier, falls Ihr Helm nicht bereits damit ausgerüstet ist. Auch Anti-Beschlagsprays können wirkungsvoll eingesetzt werden. Klar gilt im Winter, wie vor jeder Fahrt sonst auch, auf einen einwandfreien technischen Zustand des Motorrades oder Rollers zu achten. Vor dem Hintergrund früher einsetzender Dämmerung ist vor allem der Beleuchtung ein prüfender Blick zu schenken. „Strahlt“ alles wie es sein soll, ist die eigene Sicht gewährleistet und auch die anderen Verkehrsteilnehmer werden früher auf Sie aufmerksam. Mit Blick auf feuchte Fahrbahnen oder eventuell sogar Schneematsch, ist die die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern nicht unbedingt ausreichend. Wir raten deshalb, die Profiltiefe nicht unter vier Millimeter sinken zu lassen. Und wo wir gerade beim Thema Reifen sind: Es gibt keine Winterreifenpflicht für Motorräder (mehr). Die neue, seit Juni 2017 gültige Winterreifenregelung beinhaltet, dass einspurige Kraftfahrzeuge (vom Leichtmofa bis zum Motorrad) von der Winterreifenpflicht ausgenommen sind.
Zum Schutz vor starker Feuchtigkeit und gegebenenfalls Streusalzen kann das Motorrad wie beim Einmotten mit Konservierungsmitteln behandelt werden. Funktionsteile wie Bremsscheiben, Bremshebel, Reifen, Lenkergriffe und Sitzbank sind jedoch von der Konservierung ausgeschlossen, damit sie ihre Griffigkeit nicht verlieren.
Endlich unterwegs, ist natürlich der winterlichen Witterung Beachtung zu schenken. Feuchte Straßen und kalter Asphalt vermindern deutlich die Griffigkeit der Reifen. Deshalb gilt in der kalten Jahreszeit eine besonders umsichtige Fahrweise. Noch mehr als im Sommer ist eine defensive, vorausschauende Fahrweise oberstes Gebot. Plötzliches Beschleunigen und Bremsen sowie ruckartige Lenkmanöver sind auf rutschigen Straßen absolut tabu. Denken Sie daran, dass die Reifen langsamer warm werden als z.B. im Hochsommer. Gemäßigte Kurvenfahrten und Schräglagen beherrschen die Fahrt, ebenso ein vergrößerter Sicherheitsabstand und gesteigerte Aufmerksamkeit an Feldern, Wäldern, Kreuzungen und Einmündungen. Da im Winter auch tagsüber noch mehr Autofahrer mit eingeschaltetem Fahrlicht unterwegs sind, verringert sich der „Sichtbarkeitsvorteil“ für Motorradfahrer. Auch aus diesem Grund gehört umsichtiges Fahren zu den Grundregeln. Wer diese Grundvoraussetzungen berücksichtigt, kann auch im Winter herrliche Touren erleben und das Motorrad für Alltag und Freizeit nutzen. Erst wenn Eis und Schnee für Straßenglätte sorgen, ist mit dem Zweiradfahren Schluss.


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